Warum kommen manche Kinder nicht so gut zurecht?
Das kleine ABC des Lernens – Aufmerksamkeit, Balance, K/Coordination hängt nicht nur von Lernen und Erfahrung ab, sondern wird ganz stark mit beeinflusst durch den Reifegrad des Organismus. Die neurophysiologische Entwicklung des Kindes ist vergleichbar mit einer „neurologischen Uhr“: Sie muss einem genetisch vorgegebenen Ablauf folgen. Das Kind absolviert verschiedene Entwicklungsstufen von Bewegung und Wahrnehmung, die durch frühkindliche Reflexe initiiert und vorangetrieben werden.
Was sind Frühkindliche Reflexe?
Frühkindliche Reflexe sind unwillkürliche Bewegungsmuster des Babies bzw. ungeborenen Kindes. Sie werden durch das Stammhirn, den ältesten Teil des Gehirns, gesteuert. Die frühkindlichen Reflexe dienen einerseits dem Überleben und andererseits sind sie Entwicklungsmotoren, gleichsam ein Training von verschiedenen Bewegungsmustern, durch die das Baby allmählich die kortikale Kontrolle über seine Bewegungsabläufe erlangt.
Die frühkindlichen Reflexe sollten sich im Verlauf des ersten Lebensjahres verabschieden und in reife Halte- und Stellreaktionen übergeführt werden. Diese sind die Vorraussetzung für eine gute Willkürmotorik, Handlungsplanung, Koordination, Haltung.
Frühkindliche Reflexe
- zeigen sich schon vorgeburtlich als erste Reaktionen auf sensorische Signale
- dienen als frühestmögliches Kommunikationsmittel mit der Umwelt
- sind Vorläufer späterer Halte- und Stellreaktionen, deren Aufgabe die Unterstützung von Haltung, Stabilität und Bewegung ist
- sind Vorläufer bewusst gesteuerter Motorik
- durch die frühkindlichen Reflexe leistet das Baby einen aktiven Beitrag zur Geburt
- nach dem sechsten bis zwölften Lebensmonat sollten die frühkindlichen Reflexe in höher entwickelte Muster integriert worden sein.
- Sofern Reste dieser unreifen Bewegungsmuster bis zur Einschulung erhalten bleiben, nehmen sie sehr häufig Einfluss auf die geistigen und sozialen Voraussetzungen, die notwendig sind, um den Schulalltag meistern zu können.
- Diese Dysfunktion kann so gering sein, dass sie gut kompensiert, nicht entdeckt und daher nicht behandelt wird. Es kann aber sein, dass bei außergewöhnlichen Belastungen (Lehrer-/Schulwechsel, häusliche Probleme, Krankheit, …) die Kompensationsmechanismen zusammenbrechen und plötzlich Probleme auftauchen, mit denen man nicht gerechnet hat.